Update vom 3.11.16:
Gelegentlich hatte ich herumschwadroniert, dass es eine Trendwende, weg von der Landflucht, geben könnte, dass nämlich vermehrt Leute, die am Ende ihres Berufslebens stehen, die Stadt verlassen – weil sie dort nicht mehr sein wollen oder können.
Es scheint erste Anzeichen zu geben, dass dies beginnt:
Falls meine Vermutung zutrifft, stehen wir allerdings erst am Anfang dieser Entwicklung: Die sogenannten geburtenstarken Jahrgänge werden erst in einigen (wenigen!) Jahren in großer Menge in den Ruhestand gehen. Gut möglich, dass wir dann unseren Bevölkerungsschwund kompensieren können.
Ein Weiters könnte dem Vorschub leisten: Bei uns hat man (nicht nur) als Rentner mehr von seinem Geld:
Für die Grafik heißt es: „Je heller die Farbe, desto weniger ist die gesetzliche Rente wert.“ Und wir leben in einer besonders dunklen Gegend dieser Karte.
Was schließen wir daraus? Vielleicht das: Wer bei uns eine Immobilie zu verkaufen hat, sollte entweder noch etwas warten, oder, wenn es denn sogleich sein muss, den Preis anheben. Die Chance, dass sich jemand findet, der den Preis zahlt, steigt von Monat zu Monat. Die Phase der billigen Immobilien endet auch bei uns.
Update Ende.
Nach Texten wie diesem, der unlängst in der FAZ erschien, könnte der eine oder andere naturinteressierte Immobilienkäufer davor zurückschrecken, sich ein Haus auf dem Lande zu kaufen.
Zumindest was unsere Gemeinde anbelangt, kann jedoch Entwarnung gegeben werden: Weil bei uns keine Landwirtschaft in industriellem Maßstab existiert, ist die Natur in Haidmühle in ganz besonderem Maße noch in Ordnung.
Die Immobilienpreise sind in Haidmühle viel zu niedrig. Trotzdem bleiben die Verkäufer manchmal auf ihren Häusern sitzen. Erst gestern erfuhr ich von jemandem, der sein Haus verkaufen will, der den Preis ständig senkt, diverse Besichtigungen über sich ergehen lassen musste und trotzdem sein Haus nicht los wird. Ähnliche Fälle gibt es hier wohl öfter.
Woran liegt das? Was kann man tun?
Zuerst ist folgendes festzustellen: Immobilien in unserer Gemeinde sollten viel teurer sein. Immobilienkäufer (der richtigen Zielgruppe) finden hier nämlich eines der letzten Paradiese Deutschlands (das ist nicht sehr übertrieben). Unsere Randlage am ehemaligen Eisernen Vorhang, mitten in einem Wald gelegen, direkt an den Tschechischen Nationalpark Šumava grenzend, ist wirklich einzigartig. Die Luft ist sehr sauber, es ist ruhig und wegen der geringen Lichtverschmutzung ist der Sternenhimmel besonders gut zu sehen (genau deshalb hat ein Astronom neulich hier ein Haus gekauft).
„Lage, Lage, Lage!“ sagen die Immobilienmakler (falls das Grundstück an einem stehenden Gewässer liegt, sagen sie wohl „Lago, Lago, Lago!“) Will sagen: wichtiger als die Qualität eines Hauses ist dessen Lage. Und Lage (und Lago) haben wir für die Interessenten, die in der Natur wohnen wollen, in hinreichender Menge und Qualität.
Schon zweimal lag ich unserer armen Bürgermeisterin mit dem Spruch in den Ohren, dass Haidmühle (neuerdings MODELLGEMEINDE AM GRÜNEN BAND EUROPAS) das „Davos des Bayerischen Waldes“ sein sollte. „Davos“ ist dabei Synonym für „hochwertig und gar nicht billig“. Die verbreitete Meinung in der Gemeinde ist tatsächlich: „Wir verkaufen uns leider unter Wert“. Aber was tun?
Hier einige Gedanken dazu:
1) Soviel ich weiß, gibt es bei uns mehr Immobilen zu kaufen als bei den Online-Portalen eingetragen sind. Woran das liegt, weiß ich nicht, vielleicht könnte man den Eignern diesbezüglich Hilfe anbieten.
Die angebotenen Immobilien werden oft nicht gut genug angepriesen. Es scheint, als würden beispielsweise die Bilder hastig von desinteressierten Maklern mit dem Telefon aufgenommen, mit entsprechendem Ergebnis.
Hier würden bessere Bilder, oder sogar „home staging“ helfen. Indem man die Räume „inszeniert“, macht man dem Käufer klarer, wie sein Zuhause in dieser Immobilie aussehen könnte: Beispiele sind hier:
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2) Manche Makler versuchen, dem Eigentümer einzureden, dass er mit dem Preis runtergehen muss. Das nutzt nämlich dem Makler: Besser, ein Haus schnell verkaufen und auf ein paar Euro zu verzichten, als häufig Besichtigungen organisieren und dafür jedesmal lange Anfahrten in Kauf zu nehmen.
Außerdem ist es bequemer, über einen niedrigen Preis zu verkaufen. Man braucht sich dann nicht so viel Mühe zu machen, das Objekt richtig anzupreisen und sich die geeignete Zielgruppe zu überlegen.
Besser scheint es mir, mit den Immobilienpreisen nach oben anstatt nach unten zu gehen, und statt dessen geziehlt die passende Zielgruppe für die Immobilie mit wirksamen Texten anzusprechen.
3) Einige Immobilienbesitzer sagten mir, dass ihr Grundstück nichts wert sei, weil es weder landwirtschaftlich genutzt werden könne, noch eine Bebauung erlaubt sei.
Schade? Nein: Gut so!
Ein Grundstück hat neben den oben genannten Verwendungen auch diesen Zweck: Abstand zum Nachbarn zu schaffen. Hier muss man also Käufer finden, die weder Landwirtschaft betreiben wollen, noch ein Investitionsobjekt in dem Grundstück sehen, sondern die bereit sind, für viel persönlichen Platz und Raum in naturnaher Umgebung angemessenes Geld zu bezahlen.
4) Haidmühler Immobilienverkäufer sollten überlegen, spezielle Zielgruppen anzusprechen, z. B. Menschen mit Atemwegserkrankungen. Für einen Stuttgarter Asthmatiker beispielsweise ist unsere Luft ein Traum und die Immobilienpreise niedrig.
Wir haben eine Mitbürgerin, die mir sagte, dass sie in Frankfurt/Main unter ihrer Atemwegserkrankung extrem litt und wahrscheinlich heute tot sein würde, wenn sie nicht vor einigen Jahren rechtzeitig hergezogen wäre.
Andere geeignete Zielgruppen für das, was unsere Gemeinde zu bieten hat, sind z. B. Naturliebhaber, Hobby-Astronomen und Reiter.
5) Weil es hier kaum Arbeitsplätze gibt, ist Haidmühle ein guter Ort für Leute, die nicht mehr arbeiten müssen oder denen für ihre Arbeit eine flinke Internetanbindung ausreicht. Wenn man Immobilien-Interessenten darauf hinweist, kann man sich einige sinnlose Besichtigungstermine ersparen.
6) Eigentumswohnungen gibt es bei uns auch. (Sogar mit Blick auf den Lago.)
7) Einen Immobilienkredit tilgt man bei uns relativ schnell: in 10 – 20 Jahren.
8) Als ich Haidmühle erstmals auf einer Karte suchte, war mein erster Gedanke: „Na, das liegt ja am abgelegendsten Rand unseres Landes“. Aber wer wird denn so gestrig denken? Freunde von uns leben an der Westküste Irlands, andere an der Westküste der Bretagne. DAS ist abgelegen! Haidmühle liegt inmitten Europas, zwischen Prag, Nürnberg, München, Salzburg, Regensburg, Linz, Český Krumlov, …
Besser geht’s kaum.
Falls Sie nicht in Haidmühle leben, durch diesen Beitrag aber Interesse an unserer Gemeinde bekommen haben: Gut für Sie! Schauen Sie mal vorbei. Falls Sie Fragen haben, hilft das Team vom Haibischl gerne.
Dieser Beitrag ist noch nicht fertig, mehr fällt mir heute Abend aber nicht mehr ein. Falls ich zusätzliche Informationen, Ideen oder Korrekturen bekomme, werde ich diesen Text ändern oder erweitern.
Hi,ihr habt hier einen wirklich gelungenen und tollen Bericht verfasst.Wir leben jetzt über 2 Jahre in Haidmühle(kommen von München/Prag CZ) und fühlen uns hier pudelwohl and happy.Bis wir von unserem Gästehaus leben können,wird noch Zeit vergehen.Das Haus war lange geschlossen und bis die Gäste wieder kommen, wie früher,das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.Bis dato haben wir nur investiert/repariert und das machen wir immer noch.Aber wir sagen heute schon,wenn wir vom einkaufen zurück kommen;wir freuen uns auf zuhause!Macht so weiter,viele Grüße…Lyuba&Jürgen
Ja, das stimmt alles…aber..
bei unserem Verkauf konnte ich folgende Sätze schon nicht mehr hören..
aber im Winter…
aber wenn ich krank werd, wo ist ein Arzt ?
aber immer soweit zu fahren wenn man was braucht..
aber ist schon sehr weit weg von der Autobahn
aber wie schauts den mit der Arbeit aus hier
aber wie schnell ist das Internet
aber Temelin, ist das weit von hier…
aber sonst ist es wirklich traumhaft schön hier und so ruhig..