Dieser Beitrag hat fast gar nichts mit unserer Gemeinde zu tun, bis auf dies: Weil wir einen Kneipp-Verein in Haidmühle haben, hatte ich dieses Hotel empfohlen; es arbeitet nach Kneipps Grundsätzen. Daraufhin bekam ich einen Kommentar eines Bürgers unserer Gemeinde, der kritisierte, dass das Sebastianeum WLAN im Haus hat. Hmm…
Ich bin zu faul, um mir um WLAN als mögliche Gefahr für die Gesundheit Gedanken zu machen – ich brauche es zu dringend. Trotzdem habe ich nach einem Hotel gesucht, das den Ansprüchen des Kommentators gerecht werden könnte – und ein besonders konsequent-biologisches gefunden: theiner’s in Lana, in Südtirol (siehe Bild oben). Weil aber alleine wegen eines Hotels wohl kaum jemand nach Lana fährt, folgen hier eine ganze Reihe von touristischen Tipps zu Lana.
Südtirol, die Schnittstelle zwischen Italien und Alpen, ist eine interessante Mischung von beidem: Die Menschen sprechen italienisch und deutsch, die Küche ist von Österreich und Italien gleichermaßen beeinflusst, wirtschaftlich ist die (autonome) Region stark und selbstbewusst, hat aber einen gut dosierten Einschlag italienischer Leichtigkeit. Lana ist ein gemütlicher Ort in dieser touristisch hochentwickelten Region. Hier wird dem Gast wirklich besonders viel und auf hohem Niveau geboten (auch an Regentagen). Das gilt auch für die lokalen Bauern und Handwerker. Wer das Außergewöhnliche sucht, wir hier fündig.
Besuchenswert ist z. B. der 800 Jahre alte Ansitz Kränzel, der inmitten von Weinbergen und Gärten in Tscherms liegt. Franz Graf von Pfeil hat in der mittelalterlichen Hofanlage ein kreativ-kulinarisches Gesamtkunstwerk geschaffen: mit Restaurant, Weingut und Vinothek, sieben Gärten und einer Land-Art-Gallery – einem interessanten Freilicht-Kunstgelände (sogar mit Labyrinth). Im Restaurant Miil, das in der ehemaligen Kränzelmühle untergebracht ist, kocht Küchenchef Othmar Raich frische und regionale Küche auf hohem Niveau. Die Kränzelweine sind allesamt zu empfehlen; besonders gut geschmeckt hat uns der Magnum Blauburgunder 2013.
www.kraenzelhof.it
Wer Vegetarier oder Veganer ist, sollte das erste vegetarische-vegane Gourmetrestaurant Südtirols ausprobieren, das Nutris. Untergebracht ist es im Alpiana Resort in Völlan. Das Motto des Küchenchefs Arnold Nussbaumer: nicht Verzicht, sondern Vielfalt. Das Ergebnis ist jedenfalls sehr lecker. Das DolceVita Alpiana Resort ist ein geradlinig-sachliches Hotel mit zirka 2000 qm großem Wellnessbereich auf drei Ebenen sowie Pools und Becken inmitten einer großzügigen Gartenanlage. Abseits vom Trubel und mit viel Raum für jeden Gast, ist dieses Hotel etwas für Ruhe Suchende (falls es nicht zu voll ist), Wellness-Freunde und Anhänger der fleischlosen Küche. Wobei es für Fleischliebhaber natürlich auch reguläre Küche gibt. Gestört hat die (wenn auch leise) Musik im Wellness-Bereich.
www.alpiana.com
Für Fleischliebhaber haben wir einen besonderen Tipp (den ich als Vegetarier mit gemischten Gefühlen gebe…): das Hidalgo Suites & Restaurant in Burgstall, einem beliebten Haus mit Showküche, Gartenterrasse, Patio, Grill und Aperitivbar. Das Besondere: Der charismatische Eigentümer Otto Mattivi (der mir ein leckeres vegetarisches Menü servieren ließ) bietet als einziger Gastronom in Südtirol „Beef Tastings“ an: Neben hausgereiftem Südtiroler Dry Aged Beef gibt es Kobe und Wagyu Beef, das teuerste und zarteste Fleisch der Welt – eine mittlere Sensation für alle, die Fleisch mögen. Die gereichten Weine – im Weinkeller lagern 18 000 Flaschen – waren allesamt sehr gut, besonders gefallen hat uns der Lagrein Riserva Taber 2009 und der Blauburgunder 2012 vom Kollerhof. Man kann im „Hidalgo“ übrigens auch übernachten – die geräumigen Suiten sind geschmackvoll eingerichtet und liegen abseits der Straße.
www.hotel-hidalgo.it
Bierfreunde kommen in der Buschenschänke und Hausbrauerei Pfefferlechner in Lana auf ihre Kosten. Hier braut man außergewöhnlich leckeres, aromatisches und „süffiges“ Bier, und auch das Essen in den gemütlichen Stuben, teilweise mit Blick in den Stall, ist zu empfehlen. Für die Südtiroler Schmankerl werden frische, regionale Zutaten verwendet, teils aus eigenem Anbau. Vor allem die „sündigen“ Nachspeisen wie Strauben und Buchteln haben es in sich.
www.pfefferlechner.it
Wer lieber Apfelweine verkosten will, sollte den Sandwiesenhof in Gargazon besuchen. Der von der Familie Thuile geführte Obsthof ist der erste Klimabauernhof Italiens. Hier entstehen Produkte rund um den Apfel: Apfel-Cuvées, Apfel-Champagner (sehr fein!) und andere Apfelköstlichkeiten. Man kann auf dem Hof auch übernachten – von den zwei Appartements hat man einen schönen Blick über die Apfelplantagen.
www.sandwiesn.it
Honigliebhaber sollten das Bienenhaus in Lana besuchen. Hier haben wir viel gelernt, zum Beispiel, dass man leider seitens der Apfelbauern nicht viel dafür tut, das Bienensterben einzudämmen – hier wird noch zu viel und zum falschen Zeitpunkt gespritzt. Gesehen haben wir einen Bienenstock von innen, eine Königin inmitten ihres Volkes, und gelernt haben wir auch, dass Wanderimker den Blüten hinterher ziehen.
In Lana gibt es Reste aus der Römerzeit zu bestaunen, und viele mittelalterliche Schlösser und Burgen. So ist etwa Castel Lebenberg oberhalb von Tscherms eine vollständig erhaltene und bis heute bewohnte Burganlage aus dem 13. Jahrhundert. Rings um Lana gibt es außerdem über 40 Klöster, Kirchen und Kapellen für Freunde der klerikalen Kunst. Passend dazu gibt es drei Kirchenwanderrouten in Lana, Völlan und am Vigiljoch.
Für sportlich Aktive ist die Landschaft mit ihren unterschiedlichen Höhenlagen wie geschaffen. Fahrradfahrer finden flache Radstrecken auf dem Radweg Meran-Bozen, steile Passstraßen oder anspruchsvolle Trails für Mountainbiker. Golfer haben ihren 9-Loch-Course unterhalb der Burg Brandis in Lana. Wer Abkühlung sucht, dem sei das chlor- und kohlendioxidfreie Naturbad in Gargazon empfohlen. Besonders schön: die vegetationsreichen Ufergebiete aus heimischen Sumpf- und Wasserpflanzen. Pferdeliebhaber treffen sich am Reitpark in Lana, und Paraglider am Vigiljoch. Natur- und Kulturwanderpfade finden sich entlang der historischen Waalwege im Mittelgebirge. Bergwanderer werden ihre Freude am Meraner Höhenweg haben, der von Lana aus leicht erreichbar ist. Auf ihm kann man den gesamten Naturpark Texelgruppe umrunden, unterwegs einkehren und übernachten.
Pflanzenfreunde sollten die Gärten von Schloss Trauttmansdorff besuchen, dem einstigen Winterdomizil der Kaiserin Sisi; sie umfassen 80 Gartenlandschaften mit Pflanzen aus aller Welt. Ebenso interessant ist die Orchideenwelt Raffeiner in Gargazon, eine Indoor-Parkanlage voller Orchideen. In dieser informativen und lehrreichen Einrichtung zeigt man eine überwältigende Auswahl an blühenden Schönheiten und Raritäten. Ich hatte bisher Orchideen immer als extrem langweilig empfunden, nach diesem Besuch bin ich geradezu ein Fan. Ich wusste (unter vielem anderem) nicht, dass es Arten gibt, die stark nach Vanille duften – die kann man hier auch kaufen. Nach dem Rundgang bietet das „Orchidea“ hausgemachten Kuchen, Kaffee und kleine Leckereien an. Für Kinder gibt es einen nett gemachten Spielplatz.
www.raffeiner.net
Jetzt endlich zum Hotel:
Wir haben im nach modernen baubiologischen Grundsätzen errichteten theiner’s garten bio Vitalhotel in Gargazon übernachtet. In den geräumigen, ruhigen Zimmern mit Blick auf den Garten gibt es ausschließlich Möbel aus unbehandelten Vollholz und ohne Metallverbindungen; auf ein TV verzichtet man, Gäste können aber eines auf Wunsch bekommen. In den Zimmern gibt es kein WLAN, dafür eine Netzwerkbuchse für den Laptop. Wer WLAN braucht, findet einen (absichtlich) kleinen Bereich in der Lobby, in dem es funktioniert. Das Haus hat einen „Garten der Düfte“, einen 400 qm großen Kräutergarten auf dem Dach des Hotels. Rosmarin, Thymian, Salbei und Schnittlauch gedeihen hier und verfeinern die Bio-Gerichte der Hotelküche. Das Frühstück im Hause ist erfreulich gut, mit regionalen und Bio-Produkten; ein Eierkoch sorgt dafür, dass man am Morgen sein Lieblingsei bekommt. Der Wellnessbereich mit Innen- und Außenpool, Dampfsauna, Bio- und finnischer Sauna ist schön und ansprechend; wenn das Haus voll ist, könnte es ein wenig eng werden. Insgesamt ist es ein gut gelegenes vier Sterne Haus mit vielen Möglichkeiten, guter Küche, wohltuenden Zimmern, angenehmer Atmosphäre und einem ansehnlichen Weinkeller.
Wer neben der Landschaft und ihren Reizen auch kulturelle Höhepunkte sucht, ist ebenfalls in Lana und Umgebung bestens aufgehoben. Ob Freilichtspiele, Literaturtage, die LanaPhil (wichtigste Philatelie-Sammlerbörse im deutsch-italienischen Sprachraum), Kulturtage, Lesungen, Vorträge, Exkursionen mit Autoren … es gibt ein dichtes Programm. Weitere Infos unter www.literaturlana.com, www.freilichtspielelana.eu, www.lanaphil.info.
Außerdem liegt Lana zwischen den hübschen und interessanten Orten Meran und Bozen. Man kann beide schnell erreichen, besonders Bozen hat kulturell einiges zu bieten (z. B. ein pfiffiges Museum für moderne Kunst).
Fazit: Diese sonnenverwöhnte Region hat bei jedem Wetter touristisch viel zu bieten. Man kann dort sehr gut essen, wohnen und trinken (…grandiose Weine!). Zudem wird so viel Interessantes geboten, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, dass sich dort jemand langweilen könnte.
Weitere Infos unter www.lana.info und www.burggrafenamt.com.