Die Leiterin des Adalbert Stifter Museums in Lackenhäuser, Monika Süss hat sich hingesetzt und ein Theaterstück geschrieben. Darin verwebt sie auf faszinierende Weise den regionalen Lebensabschnitt von Adalbert Stifter mit der geschichtlichen Situation und dem Umfeld des bayerisch-böhmisch-österreichischen Grenzgebietes.
Aus Hinterlassenschaften und dank Stifters regem Briefwechsel lässt sich vieles rekonstruieren. Realitätsnah sind die Personen und Charaktere. Zum großen Teil sind Äußerungen, insbesondere die des Adalbert Stifter, authentisch. Die Spielszenen sind selbstverständlich erdacht und in kreativer Freiheit entstanden.
In mehreren Szenen an unterschiedlichen Spielorten gibt es Informationen zu Geschichte und Hintergrund vorgestellt von Darstellern aus der näheren Umgebung in historischen Kostümen. Dabei wird die ganze Bandbreite des damaligen Lebens geboten von lustig/humorvoll bis nachdenklich machend und tragisch!
Zwei Szenen ragen für mich besonders heraus: das urige Zusammentreffen mit drei brotzeitmachenden Schwirzern (Schmugglern) aus Schwarzenberg, die sogar bereit sind ihre Jausn inklusive einer Prisn und eines scharfen Obstlers bei originaler Haus(Schwirzer-)musik zu teilen.
Die wenig bekannte Geschichte vom Freitod der Stieftochter Adalbert Stifters und zu seinem eigenen Dahinscheiden ließ die Theaterwanderung auf tragische Art und Weise enden. Lustiger wurde es dann wieder bei der Verabschiedung mit der Vorstellung der einzelnen Darsteller.
Einfach sehenswert!
In diesem Jahr gibt es noch zwei Vorstellungen: 5. August und 16. September – jeweils um 14.00 Uhr. Dauer ca. 2 Stunden.
Auskünfte werden durch die Tourist Information der Gemeinde Neureichenau erteilt. Telefon 08583/960120 oder per
E-Mail: tourismus@neureichenau.de
Telefon zu den Museumszeiten 08583/9790033
Und noch eine besondere Veranstaltung zu Adalbert Stifter:
Literarisches Gespräch am 12. August um 18.00 Uhr.
Wer Worte sucht und findet, so die Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Dr. Petra Urban, ist lebendig, ist im Fluss. Wo ich rede, da bin ich. Und so lädt sie zu einem Gespräch über Adalbert Stifters Erzählung „Der Waldsteig“ ein.
Eine virtuos erzählte Geschichte, die von einem Hypochonder handelt, einem seltsam Zurückgezogenem, einem Mann, der auf verwirrende Weise lebensmüde und lebenshungrig erscheint. Einfühlsam und nicht ohne Humor beschreibt Stifter die psychischen Metamorphosen, die am Ende zur Befreiung aus dem Labyrinth des Ich führen.
In gemütlicher Runde lädt Petra Urban ein, die Lektüre mit Verstand und Herz auf das zu prüfen, was sie uns heute noch zu sagen hat. Gemeinsam wollen wir über Liebe und Lebensglück reden, aber auch über die Natur, die im Mittelpunkt der Erzählung steht und in poetischen Stimmungsbildern zur Seelenlandschaft wird.
Wer an diesem Abend willkommen ist? Begeisterungsfähige Menschen, die Lust spüren, sich durch Stifters Text in neue Denk- und Gefühlsräume locken zu lassen, und die Spaß daran haben, sich über diese Ausflüge auszutauschen.
Ziel des Abends soll die Erfahrung sein, dass nicht nur das Lesen selbst, sondern der gemeinsame Austausch über das Gelesene erhellend und Horizont erweiternd ist. Dass die eigene Leseart durch das Gespräch ergänzt, vielleicht verändert, in jedem Fall aber bereichert wird.