Auch in Österreich haben die Klimaproteste begonnen, die FridaysforFuture, Freitage für die Zukunft. Gestartet wurde in Wien, in der Zwischenzeit gibt es FridaysForFuture in Linz und Innsbruck, in Graz wird es heute ebenfalls Jugendliche geben, die dem Beispiel vieler anderer folgen. Es wird geredet und nicht umgesetzt – Das haben viele die jungen Menschen rund um die Erde durchschaut, nicht nur Greta.
Es ist eigentlich klar: Wir wollen eine bessere Welt für unser Kinder hinterlassen, also sollten wir handeln. und zwar besser heute als morgen. Nur wo sind die klaren Ziele, die rasch erreicht werden sollen? Wo ist der 100% Ausstieg aus fossilen Energien? Wo sind klare Verbote für fossile Energien? Wir haben in Österreich zumindest einmal im Strombereich einen Ausstieg aus schmutzigen Energien bis 2030 beschlossen, warum wird dann mit endlosem Geplänkel über Ökostrom überhaupt noch diskutiert? Warum wird nicht längst ein fixer Plan beschlossen, wie der Übergang möglichst rasch passiert? Was ist mit der Wärmewende? Warum ist das Verbot für neue Ölheizungen in ganz Österreich nicht schon längst beschlossen? Wieso werden neue Benzin- und Dieselfahrzeuge überhaupt noch zugelassen? Warum bauen wir nicht nur noch Plusenergiegebäude, wenn es die Technik dafür schon gibt? Wieso haben wir so hohen Fleischkonsum? Diese und viele weiteren Fragen werden plötzlich von den Jugendlichen gestellt.
Greta stößt mit ihren direkten Ansagen nicht überall auf Gegenliebe, in der Zwischenzeit wird sie sogar von Klimawandelskeptikern im Netz beschimpft.
Sie antwortet mit der Erzählung ihrer Geschichte:
„In letzter Zeit wurden viele Gerüchte um mich herum in Umlauf gebracht und enorm viel Hass. Das ist keine Überraschung für mich. Ich weiß, da die meisten Menschen sich nicht der vollen Bedeutung der Klimakrise bewusst sind (was verständlich ist, da sie nie als Krise behandelt wurde). Ein allgemeiner Schulstreik für das Klima scheint den Menschen sehr fremd.
Lassen Sie mich einige Dinge über meinen Schulstreik klarstellen:
Im Mai 2018 war ich eine der Gewinnerinnen eines Schreibwettbewerbs, der von der schwedischen Zeitung Svenska Dagbladet veranstaltet wurde. Ich habe meinen Artikel veröffentlicht und einige Leute haben mich kontaktiert, unter anderem Bo Thorén von Fossil Free Dalsland. Er hatte eine Gruppe mit Leuten gesammelt, besonders Jugendliche, die etwas gegen die Klimakrise unternehmen wollten.
Ich hatte ein paar Telefongespräche mit anderen Aktivisten. Ziel war es, Ideen für neue Projekte zu entwickeln, die auf die Klimakrise aufmerksam machen. Bo hatte ein paar Ideen, was wir tun könnten. Alles mögliche, von Märschen bis zu einer losen Vorstellung von irgendeiner Art von Schulstreik (dass Schulkinder auf den Schulhöfen oder in den Klassenzimmern etwas unternehmen würden). Diese Idee wurde von den Parkland Students inspiriert, die sich nach den Schießereien an der Schule geweigert hatten, zur Schule zu gehen.
Mir gefiel die Idee eines Schulstreiks. Ich entwickelte diese Idee weiter und versuchte, die anderen jungen Leute dazu zu bringen, sich mir anzuschließen, aber niemand war damals wirklich interessiert. Sie dachten, dass eine schwedische Version des Zero Hour-Marsches größere Auswirkungen haben würde. Also habe ich den Schulstreik ganz alleine geplant und danach habe ich an keinen weiteren Treffen mehr teilgenommen.
Als ich meinen Eltern von meinen Plänen erzählte, waren sie nicht sehr begeistert davon. Sie unterstützten die Idee des Schulstreiks nicht und sie sagten, wenn ich das tun würde, müsste ich das ganz alleine machen und ohne Unterstützung von ihnen.
Am 20. August setzte ich mich vor das schwedische Parlament. Ich verteilte Flugblätter mit einer langen Liste von Fakten über die Klimakrise und Erklärungen, warum ich streike. Das erste, was ich tat, war, auf Twitter und Instagram zu posten, was ich mache und es wurde bald viral. Dann kamen Journalisten und Zeitungen. Der in der Klimabewegung tätige schwedische Unternehmer und Geschäftsmann Ingmar Rentzhog gehörte zu den Ersten, die vorbeikamen. Er hat mit mir gesprochen und Fotos gemacht, die er auf Facebook gepostet hat. Das war das erste Mal, dass ich ihn getroffen oder mit ihm gesprochen hatte. Ich hatte zuvor noch nie mit ihm kommuniziert oder ihn getroffen.
Viele Leute verbreiten gerne Gerüchte, dass ich Leute „hinter mir“ habe oder dass ich „bezahlt“ oder „benutzt“ werde, um das zu tun, was ich tue. Aber außer mir selbst steht niemand hinter mir. Meine Eltern waren immens weit davon entfernt, Klimaaktivisten zu sein, bevor ich sie auf die Situation aufmerksam machte.
Ich bin kein Teil einer Organisation. Manchmal unterstütze und kooperiere ich mit mehreren NGOs, die zum Thema Klima und Umwelt zusammenarbeiten. Aber ich bin absolut unabhängig und vertrete nur mich selbst. Und ich mache das, was ich tue, völlig kostenlos. ich habe weder Geld noch Versprechen auf zukünftige Zahlungen in irgendeiner Form erhalten. Und noch hat sich dazu jemand bei mir oder meiner Familie gemeldet.
Und natürlich bleibt es so. Ich habe noch keinen einzigen Klimaaktivisten getroffen, der wegen Geld für das Klima kämpft. Diese Idee ist völlig absurd. Außerdem reise ich nur mit Erlaubnis meiner Schule und meine Eltern zahlen für Eintrittskarten und Unterkünfte.“
Greta weiter: “ Und ja, ich schreibe meine eigenen Reden selbst. Aber da ich weiß, dass das, was ich sage, viele, viele Menschen erreichen wird, bitte ich oft um Input. Ich habe auch einige Wissenschaftler, die ich häufig für Hilfe in Anspruch nehmen kann, um bestimmte komplizierte Sachverhalte auszudrücken. Ich möchte, dass alles absolut korrekt ist, damit ich keine falschen Fakten verbreite oder Dinge, die missverstanden werden können.
Einige Leute verspotten mich wegen meiner Diagnose Asperger. Aber Asperger ist keine Krankheit, sondern ein Geschenk. Die Leute sagen auch, seit ich Asperger habe, hätte ich mich unmöglich in diese Position bringen können. Aber genau deshalb habe ich das gemacht. Denn wenn ich „normal“ und sozial gewesen wäre, hätte ich mich in einer Organisation organisiert oder selbst eine Organisation gegründet. Da ich aber nicht so gut im Sozialisieren bin, habe ich dies stattdessen allein getan. Ich war so frustriert, dass nichts gegen die Klimakrise unternommen wurde und ich hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen.
Und manchmal ist etwas NICHT zu tun – wie zum Beispiel das Hinsetzen außerhalb des Parlaments – viel lauter als Dinge, die man groß sieht. So wie ein Flüstern manchmal lauter ist als schreien.
Es gibt auch eine Beschwerde, dass ich wie ein Erwachsener „klinge und schreibe“. Dazu kann ich nur sagen; glaubt ihr nicht, dass eine 16-Jährige für sich selbst sprechen kann? Es gibt auch Leute, die sagen, dass ich die Dinge zu stark vereinfache. Wenn ich zum Beispiel sage, dass „die Klimakrise ein Schwarzweiß-Problem ist“, „müssen wir die Emission von Treibhausgasen stoppen“ und „ich möchte, dass Sie in Panik geraten“. Aber das sage ich nur, weil es stimmt. Ja, die Klimakrise ist das komplexeste Problem, mit dem wir je konfrontiert waren, und es wird alles von unserer Seite getan, um sie zum „Stillstand“ zu bringen. Die Lösung ist jedoch schwarz und weiß: Wir müssen die Treibhausgasemissionen stoppen.
Entweder begrenzen wir die Erwärmung auf 1,5 ° C gegenüber dem vorindustriellen Niveau oder wir tun es nicht. Entweder erreichen wir einen Wendepunkt, an dem wir eine Kettenreaktion mit Ereignissen beginnen, die weit außerhalb der menschlichen Kontrolle liegen, oder wir tun es nicht. Entweder wir kommen als Zivilisation weiter, oder wir tun es nicht. Es gibt keine Grauzonen, wenn es ums Überleben geht.
Und wenn ich sage, dass ich möchte, dass ihr in Panik geratet, meine ich, dass wir die Krise als Krise behandeln müssen. Wenn ihr Haus in Flammen steht, setzen Sie sich nicht hin und reden darüber, wie schön Sie es wieder aufbauen können, wenn Sie das Feuer gelöscht haben. Wenn Ihr Haus brennt, rennen Sie nach draußen und sorgen dafür, dass alle unterwegs sind, während Sie die Feuerwehr anrufen. Das erfordert ein gewisses Maß an Panik.
Es gibt ein weiteres Argument, gegen das ich nichts unternehmen kann. Und das ist die Tatsache, dass ich „nur ein Kind bin und wir sollten nicht auf Kinder hören.“ Aber das ist leicht zu beheben – hören Sie stattdessen auf die grundsolide Wissenschaft. Denn wenn jeder den Wissenschaftlern und den Fakten zugehört, auf die ich mich ständig beziehe, dann müsste keiner mir oder den anderen hunderttausenden Schulkindern zuhören, die für das Klima auf der ganzen Welt streiken. Dann könnten wir alle sofort wieder zur Schule gehen.
Ich bin nur eine Botschafterin und trotzdem bekomme ich diesen ganzen Hass. Ich sage nichts Neues, ich sage nur das, was Wissenschaftler seit Jahrzehnten wiederholt sagen. Und ich stimme ihnen zu, ich bin zu jung dafür. Wir Kinder sollten das nicht tun müssen. Da aber fast niemand etwas tut und unsere Zukunft gefährdet ist, haben wir das Gefühl, dass wir weitermachen müssen.“
Greta bringt es auf den Punkt.
Die Jugend fordert Handeln ein
Es ist unaufhaltbar, wenn wir so langsam weiter tun, kommt eine Welle von Riesenproblemen auf uns zu. Greta hat vollends recht, es ist ja nicht nur ihre Meinung, die sie darlegt, sondern nur jene von tausenden Wissenschaftlern, auf die wir einfach nicht hören.
Aber es gibt Hoffnung. 2019 könnte das Jahr der Veränderung für den Klimaschutz werden. Es gibt eine neue und bereits losgetretene Welle der Veränderung, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Für den 15.3. rufen viele Jugendliche, die bereits jetzt an den FridaysForFuture teilnehmen, gemeinsam mit vielen anderen zu einem weltweiten Klimastreik auf. Nicht nur die Schüler und Schülerinnnen, nicht nur Studenten und Studentinnen, sollen dabei sein. Die Jugend lädt uns alle ein, zu handeln, sich zu engagieren. Es geht um eine bessere Welt für unsere Kinder, soviel ist fix.
Anmerkung der Redaktion: Am 15. März wird europaweit demonstriert! Gehen Sie mit, demonstrieren sie für eine lebenswerte Zukunft!!
Das finde ich schon echt stark wie sich dieses junge Mädchen nicht vereinnahmen lässt sondern den anwesenden Leuten klar und deutlich sagt was sie denkt. Meines Wissens hat sie auch nie für die Atomkraft gesprochen sondern nur mal das IPCC zitiert und sich an anderer Stelle klar gegen Atomkraft als zu gefährlich ausgesprochen. Hinzu kommt, dass bei den ganzen Interviews und Talkshows die zur Zeit laufen die Jugendlichen mit Detailfragen konfrontiert werden zu denen sie sicher keine kompetente Antwort geben können bzw. aus Verlegenheit auch mal die eine oder andere nicht so gute Antwort herauskommt. Aber die generelle Richtung stimmt und deshalb habe ich auch an FridayForFuture Demonstrationen mitgemacht.
Ob jetzt alles von Greta kommt oder sie irgendwelchen Einflüssen ausgesetzt ist spielt für mich nicht die entscheidende Rolle. Wichtig ist für mich welche Bewegung sie gestartet hat und hunderttausende von Jugendlichen und auch Ältere dazu gebracht hat auf die Straße zu gehen und für mehr Klimaschutz und um unsere Zukunft zu kämpfen. Und aus je mehr Richtungen Druck auf unsere Regierung ausgeübt wird endlich mal aktiv zu werden, desto besser!
Lieber Herr Kies,
zweifellos, die Rede von Greta ist grandios.
Nur, ich habe Zweifel, daß die Rede, wie auch andere Beiträge Gretas, die Resultate und Worte einer Sechszehnjährigen sind. Hierzu gibt es ja auch von vielen Seiten Bedenken. Und wenn diese Reden (ich meine nicht die Überzeugung, die ich nicht in Zweifel stelle) nicht authentisch sind, besteht die Gefahr bzw. die Wahrscheinlichkeit einer Steuerung und Einflussnahme durch Lobbyisten. Das würde auch die Legitimation von Atomkraftwerken durch Greta erklären. Leider lassen sich Menschen, wenn es um eine scheinbare „Gute Sache“ geht, schnell einspannen, Versuche dazu mit mehr oder weniger Erfolg dazu gibt es unablässig, auch auf Haibischl. Und wenn es nicht authentisch war, so fürchte ich, wird sich die Begeisterung ins Gegenteil verkehren.
unbedingt anschauen, die grandiose Rede von Greta anläßlich der Verleihung der Goldenen Kamera: https://www.youtube.com/watch?v=29k-f9K0NmQ
Mehr als 1,5 Millionen Menschen protestierten beim internationalen Klimastreik von „Fridays for Future“ am vergangenen Freitag an 2.083 Orten in 125 Ländern. Alleine in Deutschland gingen an rund 200 Orten SchülerInnen und Studierende auf die Straße. In zahlreichen Großstädten Europas, Nordamerikas und Australiens waren es jeweils Zehntausende, die sich zusammenfanden. Auf allen Kontinenten wurde gestreikt, darunter in Städten wie Hongkong, Buenos Aires, Lima und Venedig und an Orten in Kenia, Uganda, Japan, Nepal, auf den Philippinen, in Bangladesch und auf Vanuatu. Und sogar in der Antarktis bei der Neumayer-Station gab es eine Solidaritäts-Aktion.
Mehr: http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2019/weltweite-klimastreiks-am-15-maerz-2019.html?utm_source=CleverReach&utm_medium=email&utm_campaign=Newsletter+-+21.03.2019&utm_content=Mailing_7274796
Mittlerweile gibt es auch „ParentsforFuture“ (https://parentsforfuture.de/aufruf-zur-unterstuetzung-von-fridays-for-future/) und Science4Future“ (https://www.tagesspiegel.de/berlin/scientists-for-future-es-gibt-keine-ausreden-mehr/24092812.html) und die TAZ schreibt: Die „taz“ schlägt außerdem vor, dass sich sämtliche Bevölkerungsgruppen unseren Protesten anschließen sollen und spricht von: „Artists for Future“, „Business for Future“ und irgendwann vielleicht sogar: „Politicians for Future“.