Wer kennt die Fabel vom kleinen Vogel, der verzweifelt versucht hat, den ans Kreuz genagelten Jesus zu befreien? Dabei hat sich sein Schnabel verbogen, und er hat es nicht geschafft. Zum Dank aber für diesen hingebungsvollen Versuch hat der Herrgott ihm geheißen, dass er niemals Hunger leiden solle, und darum hat er die einzigartige Fähigkeit erlangt, die Sommer wie Winter verfügbaren Fichtenzapfen zu knacken, um immer an die Samen zu kommen.Das kann er, Dank seines gekreuzten Schnabels, der rötliche Fichtenkreuzschnabel. Bis heute. Er ist auch so ziemlich der einzige Singvogel, der auch in unseren Breitengraden im Winter brüten kann – ihm geht ja die Nahrung nicht aus!
Leider mag er aber im Frühjahr auch gerne das Salz von den Straßen picken, und er ist nicht sehr reaktionsschnell. Jeder erfahrene Autofahrer hat schon mal eine Gruppe dieser roten Gesellen vor sich auf der Straße gehabt, und bemerkt, dass sie oft sehr spät auffliegen. Hat da der Herrgott nicht drangedacht? Ich glaube, damals war einfach der Bedarf gar nicht da, mangels Autoverkehr.
Heute ist das anders, und wird vielen Vögeln zum Verhängnis, wie diesem gestern auf der schnurgeraden Strecke in Langreut. Seine Kumpel warteten noch lange auf den umliegenden Bäumen, leider vergeblich. Junge Autofahrer sollten auch an sowas denken und nicht meinen, es kann nichts passieren, wenn kein Gegenverkehr ist..
Das arme Tier!