Alarmstufe Rot und Aufbruchstimmung: Rückblick auf die RENN.tage 2025 in Berlin

Am 16. und 17. Juni versammelten sich in den idyllischen Ateliers Gardens über 200 Akteure aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um die drängendsten Konfliktlinien unserer Zeit offen zu legen und Lösungswege zu diskutieren. Die bundesweite Netzwerktagung des RENN-Netzwerkes zeigte unmissverständlich: Unser gesellschaftlicher Zusammenhalt steht auf wackeligen Beinen, bedroht von schrillen Lautsprechern im digitalen Raum und lähmendem Zukunftspessimismus.

Mit messerscharfer Diagnose eröffnete Dr. Helene Bubrowski (Table.Media) den Reigen: „Politik und Medien befinden sich in einer Vertrauenskrise. Wir erwarten von Politiker*innen, sie seien fehlerfreie Maschinen – doch genau hier liegt das Problem.“ Ihre Forderung: eine mutige Fehlerkultur, ehrliche Sprache statt „Betonsprache“ und eine Renaissance der Wahrhaftigkeit in öffentlichen Debatten.

Vertrauen in Politik
Vertrauen in Politik
Diskussion
Diskussion

In anschließenden Panels entlarvten Demokratie-Influencer Rafid Kabir, Reiner Hoffmann (Rat für Nachhaltige Entwicklung) und andere Podiumsgäste die perfide Macht sozialer Medien-Algorithmen, die Populismus befeuern. Einhelliger Tenor: Echte Teilhabe – etwa in Bürger*innenräten – ist kein Nice-to-have, sondern überlebensnotwendig für eine resiliente Demokratie.

Der zweite Tag begann mit Jérémie Gagné (More in Common), der mahnte: „Wir überschätzen die Starrköpfigkeit der Gesellschaft. Viele wünschen sich kollektive Handlungsfähigkeit, aber ihnen fehlt der Glaube an Veränderung.“ Sein Appell: Debatteneskalation beenden, leise Stimmen für echte Vielfalt stärken und Zukunftsoptimismus kultivieren – statt sich in dumpfen Lager-Diskussionen zu verrennen.

Abgerundet wurde die Tagung durch die Debatte mit Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow und Dr. Jan-Niclas Gesenhues. Beide betonten, dass Nachhaltigkeit zur kommunalen Pflichtaufgabe erhoben werden muss, um verbindliche Rahmen für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Bildung zu schaffen. Solche strukturellen Hebel sind das Rückgrat für praktikable Politik vor Ort.

Diskussion 2

Bodo Ramelow und Dr. Jan-Niclas Gesenhues

Die RENN.tage 2025 ließen keinen Zweifel: Die Lage mag dramatisch sein, doch die Werkzeuge für eine bessere Welt liegen bereit. Unsere Handlungsempfehlungen:

Fehlerfreundliche Dialogräume schaffen: Politik und Medien müssen lernen, offen über Irrtümer zu sprechen.

  1. Bürger*innenräte verankern: Partizipation darf kein Glücksfall bleiben, sondern muss systematisch organisiert werden.

  2. Kommunale Nachhaltigkeitspflichten einführen: Lokale Verwaltungen brauchen verbindliche Ziele und Ressourcen.

  3. Europäische Plattformen fördern: Digitale Infrastrukturen jenseits der großen Tech-Konzerne sind Schlüssel zu freiem Meinungsaustausch.

  4. Leise Stimmen stärken: Minderheiten und weniger laute Diskursteilnehmer*innen brauchen aktives Zuhören und Raum für Gehör.

Wenn wir diese Schritte konsequent angehen, ist nicht nur ein Aufhalten der gesellschaftlichen Spaltung möglich, sondern der Beginn einer echten Erneuerung unseres Miteinanders.

Weitere Fotos gibt’s hier!

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