Winzling mit Potenzial – Waldbirkenmaus ist Schirmart für gefährdete Artenvielfalt

Waldbirkenmaus_(c)_Richard-Kraft

Der Bund Naturschutz berichtet:
Ein neues Artenschutzprojekt des Bund Naturschutz (BN) will die Waldbirkenmaus-Lebensräume und deren Vernetzung am Grünen Band im Bayerischen Wald verbessern. Dies kommt einer Vielzahl anderer hochgradig gefährdeter Arten wie Hochmoor-Laufkäfer und Randring-Perlmuttfalter zugute.

Die Waldbirkenmaus benötigt Moore, Hochstaudenfluren, kurzrasige Bereiche aber auch alte Bäume und Gebüsche zum Überleben. Damit ist sie eine sogenannte „Schirmart“ für insekten- und strukturreiche, naturnahe Feuchtgebiete, die in Bayern bis auf kleine Reste zurückgegangen sind. Geht es der Waldbirkenmaus gut, profitieren auch andere hochgradig gefährdete Arten. Beate Rutkowski, stellvertretende Vorsitzender des BN: „Mit dem gestarteten Projekt können wir einen Beitrag zum dringenden Erhalt der heimischen Artenvielfalt leisten und die wichtige Funktion des Grünen Bandes als Lebensraumverbund stärken. Vor dem Hintergrund des massiven Artensterbens und der fortschreitenden Zerschneidung der Lebensräume ist die Förderung umfassender Naturschutzmaßnahmen notwendiger denn je.“

2_Hochmoor_c_Luca_Piser
Hochmoor_c_Luca_Piser

Beim ersten Treffen der begleitenden Fachgruppe, die sich aus zahlreichen Expert*innen und lokalen Akteur*innen zusammensetzt, wurden im Landratsamt in Freyung erste konkrete Schritte diskutiert. „Um den Biotopverbund in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau zu verbessern, sollen Feuchtgebiete und Moore aufgewertet und miteinander vernetzt werden. Außerdem wollen wir mehr über die seltene Waldbirkenmaus erfahren. Denn bisher ist nur sehr wenig über die Lebensweise der kleinen Maus bekannt. Fotofallen und weitere Erfassungen sollen helfen, Wissenslücken zu schließen, um die Art besser zu schützen“, so Tobias Windmaißer, BN-Projektleiter vor Ort.

3_Treffen_Projektsteuerungsgruppe_in_Freyung_(c)_BN
Treffen_Projektsteuerungsgruppe_in_Freyung_(c)_BN

In Bayern kommt die Waldbirkenmaus nur im Oberallgäu und im Bayerischen Wald vor, deutschlandweit nur noch an einem weiteren Standort in Schleswig-Holstein. Bayern hat damit eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art. Ihr wichtigstes Verbreitungsgebiet in Deutschland hat sie entlang des Grünen Bands an der bayerisch-tschechischen Grenze.

Das Projekt „Optimierung und modelhafte Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen zur Förderung der Waldbirkenmaus am Grünen Band in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau im Kontext des grenzübergreifenden Biotopverbundes“ wird von Oktober 2024 bis Dezember 2028 durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbrauschutz (StMUV) gefördert und von der Europäischen Union (EFRE IBW Programm Bayern 2021-2027 ) kofinanziert.

Hintergrundinformationen:

Die Waldbirkenmaus (Sicista betulina) zählt mit rund 60 Millimetern Körperlänge und einem Gewicht von fünf bis zehn Gramm zu den kleinsten Säugetieren Europas. Sie gehört zu den Springmäusen und ist mit Mäusen oder Wühlmäusen nicht näher verwandt. Charakteristisch ist ihr schwarzer Aalstrich und der mehr als körperlange Schwanz. Ihre bevorzugten Lebensräume sind extensiv genutztes feuchtes bis nasses, strukturreiches Offenland sowie Moore und Bachränder. Nach europäischem und nationalem Naturschutzrecht zählt die Waldbirkenmaus zu den besonders geschützten Arten. In der Roten Liste Bayerns ist sie als stark gefährdet eingestuft.

Das 343 Kilometer lange Grüne Band Bayern-Tschechien ist Teil des über 12.500 Kilometer langen Grünen Bandes Europa – dem Lebensraumverbund entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer – und ist eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Hier haben gefährdete Arten wie Waldbirkenmaus, Kreuzotter, Goldener Scheckenfalter, Flussperlmuschel oder Arnika letzte Überlebensräume gefunden.

Der BUND Naturschutz (BN), setzt sich seit 1989 für den Schutz des innerdeutschen Grünen Bandes ein sowie seit den frühen 1990er Jahren für das Grüne Band Bayern-Tschechien. Er hat 2002 ein Grünes Band durch Europa vorgeschlagen und ist damit ein Initiator der Grüne Band Europa Initiative. In der paneuropäischen Initiative arbeiten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 Anrainerstaaten zusammen. Das Nationale BUND Kompetenzzentrum Grünes Band ist seit 2004 Regionalkoordinator für den zentraleuropäischen Abschnitt von der Ostsee bis zur Adria.

www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/gruenes-band

www.europeangreenbelt.org

Für Rückfragen:
Melanie Kreutz, Projektkoordination
Nationales BUND Kompetenzzentrum Grünes BandTel. 0911/57 52 94-14, E-Mail: melanie.kreutz@bund-naturschutz.de


Redaktion: Weitere Artikel zum Thema sind zu finden über die Suchfunktion mit Eingabe ‚Waldbirkenmaus‘

Auerhuhn-Population ist deutlich gestiegen

Nationalparke Bayerischer Wald und Sumava stellen Ergebnisse des Monitorings vor

Buchwald. Deutlich angestiegen ist die Population der Auerhühner im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge. Dies zeigen die Ergebnisse des jüngsten genetischen Monitorings, das von den Nationalparkverwaltungen Bayerischer Wald und Šumava im Winter 2022/2023 durchgeführt wurde. Ursula Schuster, Leiterin des Nationalparks Bayerischer Wald, und Pavel Hubený, Direktor der Nationalparkverwaltung Šumava, stellten die Zahlen bei einem gemeinsamen Treffen an der Grenze Buchwald vor. 

„Auerhuhn-Population ist deutlich gestiegen“ weiterlesen

Internationale Fachexkursion zu Moorschutzprojekt im Bayerischen Wald und Šumava

Internationale Exkursion

Im Rahmen des von der EU und dem Bayerischen Naturschutzfonds geförderten Projekts „LIFE for MIRES“ (Leben für Moore) wurden seit 2018 zahlreiche Moor- und Feuchtgebiete im Nationalpark Šumava sowie in den benachbarten bayerischen Gemeinden Haidmühle und Philippsreut erfolgreich renaturiert. Das Projekt, das im Dezember 2024 endet, fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern trägt auch zum Klimaschutz bei.

Bei einer internationalen, zweitägigen Fach-Exkursion mit den Projektverantwortlichen der Nationalparke Šumava und Bayerischer Wald und des BUND Bayern mit dem Kompetenzzentrum Grünes Band, sowie Fachleuten von Behörden und Verbänden aus Tschechien, Deutschland und Österreich konnten am 30. und 31. Oktober ausgewählte Projektflächen und Maßnahmen besichtigt werden. Vertreterinnen und Vertreter der AOPK (tschechisches Amt für Naturschutz) aus dem Riesengebirge und aus Mähren, von Naturschutzbehörden des tschechischen Kreises Pilsen, des bayerischen Landesamtes für Umwelt, der Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern sowie von Naturschutz- und Landschaftspflegeverbänden von Oberfranken bis Niederösterreich informierten sich über die umgesetzten Maßnahmen zum Moor- und Artenschutz.

„Internationale Fachexkursion zu Moorschutzprojekt im Bayerischen Wald und Šumava“ weiterlesen

Solange Plastik aus Erdöl hergestellt wird, geht die globale Plastikmüllverseuchung ungebremst weiter

Müll in der Landschaft

von Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group

Wer die Förderung und Nutzung von Erdöl stoppen möchte, darf am Plastik nicht vorbeischauen. Denn Plastik wird fast immer auf der Basis von Erdöl oder Erdgas hergestellt.

„Solange Plastik aus Erdöl hergestellt wird, geht die globale Plastikmüllverseuchung ungebremst weiter“ weiterlesen

Waldgarten – Permakultur

Waldgarten

Organisiert vom Umweltbeauftragten des Landkreises Passau wurde kürzlich eine Exkursion zum Waldgarten-Institut in Wels in Österreich durchgeführt.
Um es gleich vorweg zu sagen, wer an Natur, Garten und Wald interessiert ist, sollte sich unbedingt dort mal umsehen um diese unglaubliche Vielfalt selbst zu erleben! Vielleicht sogar einen Kurs über Permakultur besuchen.

Hier ein kurzer Auszug aus dem Flyer des Österreichischen Waldgarten-Instituts:
Die Permakultur – von permanent agriculture abgeleitet – beruht auf einem Denken in ökologischen Zusammenhängen und Wechselwirkungen, mit dem Ziel, dauerhafte, sich selbst erhaltende Systeme aus Pflanzen, Tieren und Menschen zu entwickeln. Regionale Selbstversorgung beginnt vor der eigenen Haustür und lässt Nahrung für Körper, Geist und Seele wachsen.

„Waldgarten – Permakultur“ weiterlesen

Life for Mires – Sommerfest

Biber

von Gastautor Melanie Kreutz

Im Rahmen des grenzüberschreitenden Projekts „LIFE for MIRES“ (Leben für Moore) wurden in den letzten Jahren zahlreiche Moor- und Feuchtgebiete im Nationalpark Šumava und in den benachbarten bayerischen Gemeinden Haidmühle und Philippsreut renaturiert. Dies fördert die Artenvielfalt und trägt zum Klimaschutz bei. Auf dem Sommerfest wird über das LIFE for MIRES-Projekt am Grünen Band Europa, dem Lebensraumverbund entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs, informiert und ein vielfältiges Rahmenprogramm angeboten mit:

Und hier einige Impressionen zum Fest (Bitte Fotos anklicken!):

„Life for Mires – Sommerfest“ weiterlesen

Müll aus – Natur an

Müll im Senegal

Gastbeitrag des Bayerischen Nationalparks (6 Jahre alt und doch aktuell!!)

Müllposter

Das Infoplakat zur Müllkampagne. (Layout/Grafik: Annemarie Schmeller/Nationalpark Bayerischer Wald)

Neuschönau/Ludwigsthal. Über eine Million Besucher kommen jährlich in den Nationalpark Bayerischer Wald, um seine einmalige Natur zu genießen. Viele der hier lebenden Tiere, Pflanzen und Pilze sind nicht nur sehr selten, sondern auch sehr empfindlich. Daher ist es besonders wichtig, dass Müll jeglicher Art nicht leichtfertig im Wald entsorgt wird. Leider passiert das immer noch viel zu oft. Müll aus – Natur an lautet nun das Motto der neuen Kampagne zur Abfallvermeidung.

„Müll aus – Natur an“ weiterlesen

Vom Eisernen Vorhang zum Grünen Band Europa – Fotoreportage

Vom Eisernen Vorhang zum Grünen Band Europa

Am Donnerstag, den 30. November präsentieren Dr. Reiner Cornelius und Gunhild Classen auf Einladung des BUND für Naturschutz in Bayern, Kreisgruppe Freyung Grafenau und der Buchhandlung Lang in der Freyunger Freybühne ihre Foto-Reportage zum Grünen Band Bayern-Tschechien. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Vom Eisernen Vorhang zum Grünen Band Europa – Fotoreportage“ weiterlesen

Was zum Geier…

Geier: Pixabay/Clker-Free-Vector-Images

Es beginnt fast wie im Märchen… Es waren einmal 40 Millionen Geier in Indien. Nicht besonders schön anzusehen doch ganz schön gefräßig. So eine Gruppe Geier schafft es innerhalb von 40 Minuten eine Kuh bis auf die Knochen abzunagen, inklusive aller mehr oder weniger verwesten Bestandteile. Selbst Keime aller Art werden ohne Zögern geschluckt! Das extrem saure Verdauungssystem ist dermaßen robust und effektiv, dass die meisten Keime zerstört werden!

Und dann kam die „fortschrittliche“ Landwirtschaft mit ihren positiven ertragssteigernden Methoden und ihren zum Teil gravierenden Nebeneffekten. Innerhalb kurzer Zeit begannen mehr und mehr Bauern z.B. ihre Rinder mit einem Entzündungshemmer – Diclofenac (auch bekannt unter dem Namen Voltaren) – zu behandeln. Dummerweise führt dieses Mittel bei Vögeln die damit in Kontakt kommen zu Nierenversagen und Tod in wenigen Wochen.

„Was zum Geier…“ weiterlesen

Europaparlamentarierin im Moor

Aktivisten auf Tour

Es war soweit: Jutta Paulus, die Vorkämpferin im Europaparlament für das Klima und speziell der Moore kam zu Besuch ins Dreiländereck.

Wir leben hier in einer grenzüberschreitenden, traditionellen Hochlagen-Kulturlandschaft. Ein einzigartiges Mosaik aus artenreichen Bergwiesen und Weiden, aus Magerrasen, Feuchtgebieten, Mooren, Steinriegeln und Hecken ist Teil der sogenannten Waldhufenlandschaft. Diese gefährdete Lebensraumvielfalt muss bewahrt werden durch entsprechende Vorgaben der EU-Kommission, deutscher- und bayrischer Regierungsaktivitäten sowie der Arbeit vor Ort durch lokale Akteure wie z.B. dem lokalen Bischofsreuter Waldhufen e.V., dem Förderverein zum Erhalt der Kulturlandschaft!

„Europaparlamentarierin im Moor“ weiterlesen

Zecken

Schafe auf der Weide

Weidetiere senken das Risiko für Borreliose-Infektionen deutlich

Einzelmeldung des Blogs Naturschutz Bayern:

(MO) In Deutschland erkranken jedes Jahr mehrere hunderttausend Menschen an der Lyme-Borreliose. Gegen das tückische Leiden, das vom Gemeinen Holzbock übertragen wird, gibt es bislang keinen Impfstoff. Daher kommt der Vorbeugung von Infektionen eine entscheidende Rolle zu. Feldstudien belegen: Eine extensive Beweidung durch Ziegen, Schafe oder Rinder kann die Durchseuchung der Zecken und damit auch das Infektionsrisiko für den Menschen deutlich senken.

„Zecken“ weiterlesen
Haibischl