Unter dem Motto ‚globale Probleme wie Arten- und Klimaschutz – lokale Lösungen‘ leistet das Moorprojekt am Grünen Band Bayern-Tschechien einen wichtigen Beitrag!
Jeder weiß es, zu wenige tun etwas!! Und noch weniger gehen tatsächlich systemisch an das Problem heran. Und doch, ab und zu gibt es auch die gute Nachricht:
Das von der Europäischen Union zu 60 % und vom tschechischen Umweltministerium sowie dem bayerischen Naturschutzfonds geförderte Projekt „Life for Mires“ ist so ein Vorzeigeprojekt. Hier wird systemisch und langfristig gedacht. Auch wenn die Laufzeit nur sechs Jahre beträgt so geht doch der gegenwärtige Zeithorizont über mindestens zehn Jahre.
In dieser Zeit sollen unter anderem trocken gelegte Flächen mit daraus folgender beträchtlicher Grundwasserabsenkung wieder renaturiert werden. Ziel ist es Entwässerungskanäle stillzulegen bzw. aufzufüllen, den Grundwasserspiegel wieder von zum Beispiel 1,2 m auf 50 cm anzuheben, dadurch die Artenvielfalt zu erhöhen, natürliche Flussläufe wieder herzustellen und infolge die natürlichen Kreisläufe wieder verstärkt in Gang zu bringen. Gleichzeitig werden alte Flussläufe reaktiviert und mäandern durch die Landschaft hin zum bestehenden Flusssystem.
Allein diese Ziele wären schon den Aufwand wert aber es geht noch weiter:
Durch die Anhebung des Grundwasserspiegels erfolgt eine Abkühlung des Bodens was wiederum dazu führt den Wasserkreislauf zu ’normalisieren‘. Es gibt mehr lokale Niederschläge, das versickernde Wasser bleibt länger vor Ort und fließt erst relativ langsam in tiefer gelegene Regionen um dort ebenfalls den Grundwasserstand aufzufüllen bzw. zumindest anzuheben. Es geht bei diesem Projekt auch um die langfristig nachhaltige Wasserversorgung.
Gegenden, wo die Desertifikation schon weit fortgeschritten ist sind z.B. in Südspanien zu finden. Um Wasser zu fördern muss immer tiefer gebohrt werden – bis zu 100 m und mehr. Harald Lesch spricht bereits davon, dass früher oder später Portugal, Spanien und Süditalien wegen Wassermangel, Dürre und extrem hohen Temperaturen aufgegeben werden müssen. Ohne einschneidende Maßnahmen wird der fortschreitende Klimawandel auch bei uns zu trockenen ‚Wüstengegenden‘ führen.
Durch den BUND Naturschutz werden wertvolle Flächen angekauft, Renaturierungsmaßnahmen wie Wiedervernässung und Entbuschung sowie umfassende, begleitende Öffentlichkeitsarbeit für 4 Waldhufen-Landschaften um Haidmühle und Philippsreut mit ca. 30 ha Fläche umgesetzt. Ziel ist die Wiederherstellung und der Erhalt eines natürlichen Wasserhaushaltes. Auf tschechischer Seite sind ca. 2000 ha verstreut über den gesamten Šumava Nationalpark als Projektfläche vorgesehen. Diese Maßnahmen vermeiden insgesamt etwa 120 t CO2 pro Jahr. Moore sind äußerst effektive CO2 Senken!
Dieses Life for Mires Projekt soll gleichzeitig als Modellprojekt dienen um die noch wesentlich größeren entwässerten Flächen außerhalb der Nationalparks so weit möglich wieder zu renaturieren.
Auf tschechischer Seite wird das Projekt von der Universität České Budějovice/Budweis wissenschaftlich begleitet. D.h. zum Beispiel, dass der Grundwasserstand mittels Sonden ständig überwacht wird, dass es ein Monitoring der Entwicklung der Artenvielfalt gibt, dass Bodenproben analysiert werden und und und
Bisherige Ergebnisse des Monitoring zeigen, dass die Artenvielfalt sowohl was Pflanzen- als auch Tierwelt betrifft enorm zunimmt. Erste positive Veränderungen zum Beispiel der Fischpopulation sind bereits nach kurzer Zeit sichtbar, der volle Nutzen dieser Renaturierungsmaßnahmen wird jedoch erst nach zehn Jahren sichtbar und evaluiert werden.
Um das systemische Prinzip dieser Maßnahmen für Umwelt- und letztendlich Menschenschutz auch Kindern zu verdeutlichen arbeitet der tschechische Projektträger ‚Nationalpark Šumava‘ unter anderem an Informationsmaterial in Tschechisch und Deutsch für Schulen. Für diejenigen die an der praktischen Arbeit interessiert sind werden Workcamps veranstaltet bei denen vor Ort umweltwissenschaftliches Denken und Handeln vermittelt wird.
Es ist schon erstaunlich was mittlerweile in grenzüberschreitender Zusammenarbeit erreicht werden kann. Als Musterbeispiel gilt hier tatsächlich das Grüne Band Bayern-Tschechien. Also das, was wir hier vor Ort sehen und erfahren können!
Erfreulicherweise gibt es jedoch auch andere Beispiele über das gesamte Europäische Grüne Band verteilt. Immerhin kooperieren beim 12.500 km langen Band 24 europäische Nationen vom nördlichsten Finnland bis zum südlichsten Balkan! Aus dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Ost und West, dem ‚Eisernen Vorhang‘, wurde innerhalb der letzten 30 Jahre ein weltweit einzigartiger Lebensraumverbund.
Hier sind Links zu Artikeln bei der PnP und der Tageszeitung Prachtice:
https://www.pnp.de/lokales/landkreis_freyung_grafenau/waldkirchen/3379912_Life-for-Mires-feiert-Oeffnung-des-Eisernen-Vorhangs-vor-30-Jahren.html
https://prachaticky.denik.cz/zpravy_region/na-hranicich-se-slavilo-30-let-od-padu-zelezne-opony-a-zivot-pro-mokrady-20190707.html