Europaparlamentarierin im Moor

Es war soweit: Jutta Paulus, die Vorkämpferin im Europaparlament für das Klima und speziell der Moore kam zu Besuch ins Dreiländereck.

Wir leben hier in einer grenzüberschreitenden, traditionellen Hochlagen-Kulturlandschaft. Ein einzigartiges Mosaik aus artenreichen Bergwiesen und Weiden, aus Magerrasen, Feuchtgebieten, Mooren, Steinriegeln und Hecken ist Teil der sogenannten Waldhufenlandschaft. Diese gefährdete Lebensraumvielfalt muss bewahrt werden durch entsprechende Vorgaben der EU-Kommission, deutscher- und bayrischer Regierungsaktivitäten sowie der Arbeit vor Ort durch lokale Akteure wie z.B. dem lokalen Bischofsreuter Waldhufen e.V., dem Förderverein zum Erhalt der Kulturlandschaft!

Grünes Band Europa

Begleitet vom BN-Vorsitzenden Richard Mergner und weiteren engagierten Fachleuten aus Deutschland und der tschechischen Republik informierte sich Jutta Paulus über Projekte des grenzüberschreitenden „Grünes Band Europa“ bzw. „Life for Mires“ (Leben für Moore) auf deutscher und tschechischer Seite.

Nachdem das „Grüne Band Europa“ mehr oder weniger etabliert ist geht es jetzt in einem weiteren Schritt darum geschützte Gebiete miteinander zu vernetzen. Erst durch eine großflächige Vernetzung werden Wanderungsbewegungen und genetischer Austausch vieler bedrohter Arten möglich! Ökologische Korridore und Trittsteine in die umgebende Landschaft werden geschaffen. Auf diese Weise wird der Verbund selten gewordener Habitate wie Feuchtgebiete, Moore, Trockenrasen und Bergwiesen gestärkt. Kreuzotter, Kiebitz, Waldbirkenmaus, Braunkehlchen, Arnika, Orchideen, Wildbienen und viele andere gefährdete Arten profitieren davon. Diese Biotopachsen sind in unserer zersiedelten Landschaft von größter Bedeutung für den langfristigen Erhalt der überlebenswichtigen Ökosystemdienstleistungen und unserer Artenvielfalt.

Eine weitere elementare Baustelle sind Moore. Über 95 % der Moorflächen in Bayern sind bereits trockengelegt und zum Teil schwerst geschädigt. Leider wächst das Bewusstsein über die Wichtigkeit von Mooren für Klima und Artenvielfalt in Regierung und Gesellschaft nur im Schneckentempo. Zu sehen ist das z.B. an den vielen öffentlichen Bekundungen der bayerischen Staatsregierung denen aber bisher nur eine äußerst mangelhafte Umsetzung gegenüberstand um diese katastrophale Situation zu korrigieren. Daher konnte es z.B. dazu kommen, dass die Moorflächen zur Zeit mehr CO2 emittieren als sie aus der Atmosphäre entnehmen. Funktionsfähige Moore sind enorm leistungsstarke CO2 Senken und können einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten. Funktionsfähige Moore sind größere CO2 Absorber als selbst bestgehaltene Wälder! „Vorgaben zur Entwässerung der Landschaft müssen abgeschafft und durch Verpflichtungen zur Wiederherstellung eines intakten Landschaftswasserhaushaltes ersetzt werden“ so ein Statement dazu vom Bund Naturschutz-Vorsitzenden Richard Mergner.

Die Informationstour begann mit dem Projekt „Michelbach“ bei Jandelsbrunn. Hier sind in kurzer Zeit auf einem relativ kleinen Gebiet große Fortschritte in Richtung naturgemäßer Kulturlandschaft sichtbar geworden.

Am Grenzübergang Haidmühle – Nove Udoli ging es dann nach einem kurzen Fototermin mit dem tschechischen Team weiter in Richtung Renaturierungs-Projekte im Šumava Nationalpark.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa In Sachen Menschen- und Naturschutz
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa in Sachen Menschen- und Naturschutz
Am Grenzübergang Haidmühle - Nove Udoli ging es dann mit dem tschechischen Team weiter in Richtung Renaturierungs-Projekte im Šumava Nationalpark.
Projektgebiete im Šumava Nationalpark
Seit 1991 arbeitet Ivana Bufková schon für den Naturschutz

Bei Dobra erklärte Projektleiterin Ivana Bufková voller Enthusiasmus wie ehemals begradigte Bäche renaturiert und großflächige Entwässerung erfolgreich mit viel Arbeitseinsatz und unter Einbeziehung der privaten Grundbesitzer zurück gebaut worden ist.

Bei diesen Projekten kann sehr gut gesehen werden wie Wasser zurück in die Landschaft gebracht wird um damit Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. Hauptziel ist die Wiederherstellung von Mooren und Feuchtgebieten sowie die Verbesserung der Wasserhaushalte auf der tschechischen als auch der bayerische Seite des Böhmerwaldes auf einer Gesamtfläche von über 2000 ha. Renaturierte Moore tragen zur Kühlung der Landschaft über Verdunstung bei. Sie können daher negative Auswirkungen extrem heißer und trockener Perioden, wie wir sie diesen Sommer mit stark zunehmender Tendenz wieder erlebt haben, abmildern.

Auch Europaparlamentarierinnen können noch nicht übers Wasser gehen!

Wie Jutta Paulus ergänzt „..sind intakte Moore nicht nur bedeutende Kohlenstoffspeicher, sie helfen auch bei der Regulierung des Wasserhaushaltes. Angesichts der immer öfter auftretenden Trockenperioden einerseits und Starkregenereignissen andererseits ist dies von unschätzbarem Wert.

Auch Europaparlamentarierinnen können noch nicht übers Wasser gehen!

Daher ist es ein umso wichtigerer Erfolg, dass die EU-Kommission das EU-Renaturierungsgesetz trotz aller Widerstände und Desinformationskampagnen aus dem konservativen und rechten Lager beschlossen hat.“ Und ganz nebenbei werden damit auch Lebensräume seltener Arten verbessert die auf Feuchtgebiete und Moore angewiesen sind.

Moore werden renaturiert in dem zum Beispiel Entwässerungsgraben abgedichtet und verfüllt werden. Das Wasser staut sich und der Wasserstand steigt. Die Moorvegetation kehrt zum Teil überraschend schnell zurück, das natürliche Wasserregiment wird wieder hergestellt. Früher begradigte Bäche bekommen ihren natürlichen Lauf zurück und das Wasser kann aus diesen flachen Bächen auch wieder sehr gut in die angrenzenden Flächen einsickern. Moore und Feuchtgebiete sammeln das Wasser in der Landschaft, verzögern den Abfluss und tragen zur effizienten Reinigung des Wassers bei. Auch der Grundwasserspiegel wird wieder auf ein natürliches, früheres Niveau angehoben.

Gerade in Zeiten des ständig schneller voranschreitenden Klimawandels wird Wasser zu einem immer wichtigeren Gut. Was früher selbstverständlich war ist es heute leider nicht mehr. Der Kampf ums Wasser hat deshalb auch schon vielerorts in aller Härte begonnen.

Ivana Bufková stellt voller Stolz den Entwurf ihres lehrreichen Kinderbuchs zum Thema vor: „das Wissen über die natürlichen Zusammenhänge muss auch in die Schule hineingetragen werden!“

Ivana Bufková stellt voller Stolz den Entwurf ihres lehrreichen Kinderbuchs zum Thema vor: „das Wissen über die natürlichen Zusammenhänge muss auch in die Schule hineingetragen werden!“

Weiter so...!
Weiter so…!

Richard Mergner bedankt sich für den Besuch und wünscht viel Erfolg bei der weiteren Arbeit. Die Grünenpolitikerin Jutta Paulus wiederum verspricht nach wie vor im Europaparlament wie eine Löwin für die Natur zu kämpfen!

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3 Antworten auf „Europaparlamentarierin im Moor“

  1. Thank you very much for your … article. It is great! It was my honor to meet you all and present some outputs of our LIFE project.

  2. I´ve truly appreciated the whole article (as well as the meeting itself!) and I´ve also forwarded the information to Mr Starý (Chief Secretary) and Mr Hubený (Director), both chief representatives of the Sumava National Park.
    Hopefully such meeting will help to promote our joint cause (Green Belt and transboundary projects like LIFE), will underline the importance of wetland habitats treated by the Nature Restoration Law and last but not least, will be beneficial for the Nature in general.

  3. Hallo Franz,
    das ist ein großartiger Artikel, ich könnte heulen!
    Information, Aktion, Enthusiasmus für die Sache- da hast so ziemlich alles untergebracht. Besser kanns keiner, alles ehrlich und wahrhaftig, leite das sehr gerne weiter!!

Kommentare sind geschlossen.

Haibischl