Was zum Geier…

Es beginnt fast wie im Märchen… Es waren einmal 40 Millionen Geier in Indien. Nicht besonders schön anzusehen doch ganz schön gefräßig. So eine Gruppe Geier schafft es innerhalb von 40 Minuten eine Kuh bis auf die Knochen abzunagen, inklusive aller mehr oder weniger verwesten Bestandteile. Selbst Keime aller Art werden ohne Zögern geschluckt! Das extrem saure Verdauungssystem ist dermaßen robust und effektiv, dass die meisten Keime zerstört werden!

Und dann kam die „fortschrittliche“ Landwirtschaft mit ihren positiven ertragssteigernden Methoden und ihren zum Teil gravierenden Nebeneffekten. Innerhalb kurzer Zeit begannen mehr und mehr Bauern z.B. ihre Rinder mit einem Entzündungshemmer – Diclofenac (auch bekannt unter dem Namen Voltaren) – zu behandeln. Dummerweise führt dieses Mittel bei Vögeln die damit in Kontakt kommen zu Nierenversagen und Tod in wenigen Wochen.

Die Folge war ein Rückgang der Geierpopulation zu Ende der 90er/Beginn 21. Jahrhundert innerhalb weniger Jahre auf nur noch 4 Millionen, d.h. um 90%!

Kein anderes Tier wie z.B. Hund und Ratte kommen an die Effektivität des Aasfressers Geier heran. In der Folge können pathogene Keime in wesentlich höherem Maß überleben und Trinkwasser verseuchen und damit auch auf Menschen übertragen werden.

Nach neuesten Untersuchungen hat diese Entwicklung in Indien im Durchschnitt pro Jahr zu ca. 100.000 zusätzlichen Todesfällen geführt! Geier sind also eine Schlüsselspezies die das Ökosystem zusammenhalten.

Indien ist weit weg deshalb könnte gefragt werden inwieweit uns dieses Vorkommnis hier im hochentwickelten mehr oder weniger aaslosem Europa tangiert? Aber wie ist das mit unseren Ökosystemen? Sind sie noch komplett, funktionsfähig…? Lassen sich aus dieser Katastrophe irgendwelche nutzbringenden Erkenntnisse für die europäische Umwelt gewinnen?

Also wie ist das jetzt mit der Birkenmaus, der Kreuzotter, dem Wolf, dem Fischotter und Biber…? Was zum Geier…!? Oder…?

Quelle: „The social costs of keystone species collapse“ by Eyal G. Frank & Anant Sudarshan, working paper

Diesen Beitrag teilen mit:
Haibischl