Von Gastautor Karel Kleijn
„Feuchtgebiete sind nutzlose, bedrohliche Gebiete“. Diese Einstellung verbreitete sich vor allem während der Zeit der Aufklärung. Während des Kaiserreichs wurden z.B. von Militärverwaltungen als ‚Kultivierungsmaßnahmen‘ bezeichnete Trockenlegungen/Entwässerungen etc. gefordert und organisiert. Erst in den letzten Jahren wurde diese Einstellung langsam als Fehleinschätzung erkannt.
Weltweit wird nach Maßnahmen gesucht gegen den Verlust an Biodiversität, Klimaerwärmung, steigende Hochwasserprobleme, sinkende Trinkwasserreserven und austrocknende Landschaften. Es wird klar, dass einer der Lösungsansätze eine Neubewertung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung unserer Moore, Sümpfe und Flusslandschaften sein muss! Klar ist auch, dass Lösungen nur durch einen weltweiten Ansatz erreichbar sind! Weltweite Probleme erfordern weltweite Maßnahmen!
Mit dem Programm ,,Natura 2000“ und den Wasserrahmenrichtlinien bewies die EU, dass dieses Problem aufrichtig angegangen werden muss.
Haidmühle ist schon lange Zeit ein Musterbeispiel für die Umsetzung der dazu notwendigen Schritte: die freiwillige Meldung eines Großteils der Gemeinde als FFH-Gebiet, dem Projekt Bischofsreuter Waldhufen (Förderverein), Moorschutz-Maßnahmen in Haid-, Abrahams- und Brennfilz und mit Flächen im EU-Projekt , „Life for Mires“ = „Leben für Moore“. Alles zusammen führte zur Auszeichnung als ‚Modell-Gemeinde am Grünen Band Europa‘.
Seit einigen Jahren spielt bei der Aufwertung und Neugestaltung der Feuchtgebiete auch der Biber eine Rolle. Die unbürokratische, ehrenamtliche Arbeit dieses dafür geborenen, professionellen Gestalters von Feuchtgebieten bleibt dabei aus menschlicher Sicht, nicht immer ohne Probleme. Dennoch kann der Biber auch in Haidmühle mittlerweile auf eine Reihe ansehnlicher Erfolge verweisen.
Eine der neuesten Biber-Baustellen liegt, trotz direkter Nähe zu einem der am intensivsten genutzten touristischen Wege – weitgehend unbemerkt – beim Grenzübergang, nur verdeckt vom Ende des Bahndamms. Hier wird seit Sommer 2020 auf einer Ankaufsfläche des Bund Naturschutz und angrenzender Bereiche im tschechischen Sumava der Ruthenbach in sein altes Bachbett zurück verlegt. Eine einst scharfe Staatsgrenze wird in eine Tümpelkette und wiedervernässte Moor- und Sumpflandschaft verwandelt. Dies ist eine würdige Entwicklung für eine Ankaufsfläche im Rahmen des bayerischen Klimaschutzprogramms und dem Grünen Band Europa. Es zeigt ein Stück gelebtes Europa. Grenzen trennen – Natur verbindet!