Grünes Licht für größtes Förderprogramm für gemeinwohlorientierte Unternehmen

Von Sven Giegold, Staatssekretär im BMWK

Sozialunternehmen stärken das Gemeinwohl mit wirtschaftlichen Mitteln, ab jetzt stärkt auch der Staat Sozialunternehmen! Mit dem bisher größten Förderprogramm für gemeinwohlorientierte Unternehmen in Deutschland fördern wir das Wachstum der gemeinwohlorientierten Wirtschaft. Mit fast 90 Millionen Euro unterstützen wir im BMWK gezielt die Entwicklung gemeinwohlorientierter Unternehmen, damit sie Veränderungsprozesse für eine soziale und ökologische Wirtschaft vorantreiben können.

Gemeinwohlorientierte Unternehmen sind Unternehmen und Social Startups, die ihren Fokus auf die Lösung gesellschaftlicher, ökologischer und sozialer Herausforderungen legen. Sie reinvestieren ihre Gewinne größtenteils. Die Rechtsform der Unternehmen spielt keine Rolle. Das kann eine Bürgergenossenschaft sein, die in lokale Energienetze und digitale Infrastruktur investiert; ein Startup, das den Verfall von Lebensmitteln verhindert; ein Unternehmen, das geflüchteten Menschen eine Arbeit bietet. Laut EU-Kommission sind 10% aller Unternehmen in der EU gemeinwohlorientiert, sie beschäftigen fast 13,6 Mill. Menschen. Allein bei den Startups zählen sich laut dem jüngsten Monitor des dt. Startup-Verbands 40% selbst zum gemeinwohlorientierten Bereich.

Wir stärken so auch Gründerinnen und Gründern den Rücken, die wirtschaftlichen Erfolg mit Engagement für das Gemeinwohl verbinden wollen. Genauso helfen wir z.B. schon etablierten Wohnungsgenossenschaften, Sozialunternehmen oder Bürgerenergiegesellschaften bei ihrer Entwicklung. Oft waren und sind es gemeinwohlorientierte Unternehmen, die soziale Innovationen voranbringen. So brachten Genossenschaften modernes Wohnen für Alle in die Städte und Finanzdienstleistungen zu Unternehmen auf dem Lande. Wikimedia verbreitet heute freies Wissen im Netz.

Gemeinwohlorientierte Unternehmen sind fester Bestandteil der Sozialen Marktwirtschaft. Genossenschaften sind oft schon über 100 Jahre mit sozialen Zielen erfolgreich. Heute gibt es eine neue Generation von Gründer*innen von Unternehmen mit sozialen und ökologischen Zielen. Da gemeinwohlorientierte Unternehmen ihre Gewinne nicht maximieren wollen, ist es für sie schwieriger Investor*innen zu finden. Selbst wenn sie starke Geschäftsideen haben, wachsen sie daher oft langsamer als andere Unternehmen. Das gehen wir mit dem Förderprogramm an.

Unser Programm ist auf „Hilfe zur Selbsthilfe“ angelegt. Wir wollen gemeinwohlorientierte Unternehmen nicht zu dauerhaften Zuschussempfänger*innen machen. Daher fördern wir professionelle Beratung zur Entwicklung der Unternehmen und nicht ihre übliche Geschäftstätigkeit. Der Verzicht auf Betriebszuschüsse ist auch eine Frage fairen Wettbewerbs mit anderen Unternehmen, die ja auch immer öfter mit ihrem Unternehmenshandeln auch soziale und ökologische Ziele verfolgen. Schließlich müssen gemeinwohlorientierte Unternehmen am Markt erfolgreich sein.

Ab sofort können sich professionelle Beraterinnen und Berater für gemeinwohlorientierte Unternehmen registrieren. Ab dem 20.2. können dann die Unternehmen Zuschüsse für Beratungsleistungen zur Entwicklung ihrer Unternehmen beantragen. In einer zweiten Phase veröffentlichen wir im BMWK einen weiteren Förderaufruf zur Stärkung der Vernetzung, Kooperation und Unterstützung von gemeinwohlorientierten Unternehmen wie z.B. Gründungszentren, Impact Labs, Messen, usw. Für all diese Aktivitäten stehen bis Jahresende 2023 rund 89,6 Millionen Euro zur Verfügung. Finanziert wird das Förderprogramm ganz überwiegend aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Wir suchen nach Wegen zur Fortsetzung des Programms in den Folgejahren.

Die Arbeiten zu diesem Förderprogramm wurden schon unter Wirtschaftsminister Peter Altmaier begonnen. Danke dafür! Bei der Umsetzung gab es zahlreiche formale Probleme, die wir nur dank des enormen Einsatzes der Beamt*innen im BMWK überwinden konnten. Dank dafür auch an unsere Beraterin Katrin Elsemann! Zur Ausgestaltung des Förderprogramms hat auch die Konsultation für die “Nationale Strategie für Sozialunternehmen und soziale Innovationen” beigetragen. Diese Strategie erarbeitet das BMWK gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBF) und ihrer Beauftragten Zara Bruhn. Die über 200 Rückmeldungen zur Konsultation werten wir gerade aus.

Alle Infos zum Förderprogramm findet Ihr hier.

Unsere Medieninformation findet Ihr hier.

Gemeinwohlorientierte Unternehmen zeigen: Wirtschaft kann mehr als Wachstum. Gemeinwohlorientierte Unternehmen stärken mit Innovationen die soziale und ökologische Transformation. 

Jahrelang war ich selbst im ökologischen Gründungszentrum in Verden und der Wohnungsgenossenschaft AllerWohnen eG als Mitgründer und Geschäftsführer aktiv. Im Europaparlament habe ich mich für die Stärkung gemeinwohlorientierter Unternehmen in der überfraktionellen Arbeitsgruppe “Social Economy” engagiert. Ich werde weiter mit vollem Einsatz im BMWK an der Unterstützung des Sektors arbeiten!

Das von der Redaktion eingesetzte Titelfoto weist beispielhaft auf die Organisation der Gemeinwohlökonomie hin.

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Haibischl