Hochmoorschmetterlinge in der
Gemeinde Haidmühle

von Gastautor Luca Piser

Aufgrund der aktuellen Thematik der Klimaerwärmung nimmt der Schutz der Moore an Bedeutung zu. Moore dienen als CO2 – Speicher und wirken sich auf die Qualität von Oberflächen -und Grundwasser aus. Außerdem dienen sie als effektiver Hochwasserschutz und spielen eine wichtige Rolle für lokale Niederschläge. Moore stellen einen besonderen Lebensraum für hochspezialisierte Arten da. In diesem Beitrag wird auf einige Hochmoorschmetterlinge genauer eingegangen.

Zu den Hochmoorschmetterlinge zählen beispielsweise der Hochmoorgelbling (Colias palaeno), der Hochmoorbläuling (Plebejus optilete) und der Hochmoorperlmuttfalter (Boloria aquilonaris). Alle drei Arten konnten auf den Flächen von Hochmooren im Bereich der Gemeinde Haidmühle nachgewiesen werden.

Hochmoorperlmuttfalter (Boloria aquilonaris)
Luca Piser ©
Hochmoorperlmuttfalter (Boloria aquilonaris) Luca Piser ©

Wie bereits am Artennamen der Schmetterlinge erkannt werden kann, sind die Individuen Bewohner eines hochspezialisierten Lebensraums: dem Hochmoor.

Die einzelnen Falter sind im Raupenstadium auf Pflanzen angewiesen, die teilweise nur in Hochmooren wachsen. Manche Arten sind monophag. Dies bedeutet, dass die Raupe nur an einer spezifischen Pflanze frisst. Der Hochmoorgelbling besitzt als Raupennahrungspflanze ausschließlich die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum). Der Hochmoorperlmuttfalter hingegen ist als Raupe an die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) gebunden. Die Raupen des Hochmoorbläulings können an verschiedenen Nahrungspflanzen vorkommen. Zu diesen zählen beispielsweise die Rauschbeere, die Moosbeere, die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) und die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus).

Der Hochmoorbläuling lebt auf Lichtungen in bewaldeten Moorrandzonen und meidet hingegen große, baumfreie Gebiete. Außerdem spielen die klimatischen Bedingungen eine entscheidende Rolle sowie die Anwesenheit von windgeschützten Torfmoosschwingrasen. Ein Großteil der Bläulinge hat ein ähnliches Erscheinungsbild. Erst bei einem genaueren Blick lassen sich die Unterschiede der einzelnen Arten ausmachen. Das markante Bestimmungsmerkmal des Hochmoorbläulings ist ein blaumetallisch schillernder Fleck auf der Unterseite der Flügel. Das Geschlecht lässt sich anhand er Färbung der Flügeloberseiten zuordnen. Die Farbe der Flügeloberseiten ist in den meisten Fällen bei den Männchen blau und bei den Weibchen braun.

Hochmoorbläuling (Plebejus optilete)
Luca Piser ©
Hochmoorbläuling (Plebejus optilete) Luca Piser ©

Wie bereits erwähnt benötigt der Hochmoorgelbling als Raupennahrungspflanze ausschließlich die Rauschbeere. Hierbei kommen jedoch nicht alle Bestände der Rauschbeere in Hochmooren in Frage. Der Falter bevorzugt feuchte Standorte gegenüber trockenen. Die Überlebensrate ist an feuchten Standorten deutlich höher im Vergleich zu trockenen. Außerdem stellen starke Beschattung und Verbuschung eine Gefahr für die Populationsdichte dar. Die Raupen können sich bei zu wenig Lichteinfall nicht entwickeln. Die Standortunterschiede führen zu Unterschieden des Raupenwachstums und der Inhaltsstoffe der Raupennahrungspflanze. Dies wirkt sich auf die Überlebensrate und Populationsdichte aus. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Weibchen des Hochmoorgelblings bei der Eiablage gezielt auf die Qualität der Rauschbeere achten. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass der Hochmoorgelbling häufig bei der Nektaraufsuche beobachtet wurde. Dies lässt auf einen hohen Nahrungsbedarf der Falter schließen. Hier wird nochmals deutlich, dass nicht nur die Art der Nektarpflanze entscheidend ist, sondern auch eine ausreichend große Anzahl.

Hochmoorgelbling (Colias palaeno)
Luca Piser ©
Hochmoorgelbling (Colias palaeno) Luca Piser ©

Eine Rarität im Bereich der Gemeinde Haidmühle stellt ein kleiner Falter dar. Mit einer Größe von gerade einmal 11-14mm bleibt er dem menschlichen Auge oftmals verborgen. Sein Name besonders: Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle). Der Name ist zurückzuführen auf die Oberseite der Flügel, welche in einem bestimmten Einfallswinkel der Sonne blau schillern. Die Raupennahrungspflanze des Winzlings ist der Schlangen – Knöterich (Bistorta officinalis). Diese Pflanze tritt in Moorwiesen häufig auf. Grund für die Seltenheit des Falters ist der Anspruch an kleinklimatisch kühle Standorte, welche windgeschützt sind. Die beschriebene Art wurde vor zehn Jahren im Nationalpark Šumava angesiedelt. Mittlerweile kommt sie auch im Bereich der Gemeinde Haidmühle vor. Daraus resultiert, dass die damalige Ansiedlung erfolgreich war.

Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)
Luca Piser ©
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) Luca Piser ©

Eine weitere Besonderheit unter den Schmetterling ist der Randring Perlmuttfalter (Boloria eunomia). Dieser Vertreter der Perlmuttfalter hat nur bei uns in der Gegend einen Verbreitungsschwerpunkt. Auf geeigneten Flächen ist er häufiger anzutreffen. Seine Raupennahrungspflanze ist ebenso wie bei Lycaena helle der Schlangen – Knöterich. Ein wichtiges Merkmal für den Fortbestand dieser Art stellt das Vorhandensein von Feuchtwiesen dar, welche nur einmal im Jahr gemäht werden. Auch der Mähzeitpunkt spielt eine entscheidende Rolle. Ansonsten haben die Raupen keine Überlebenschance.

Randring Perlmuttfalter (Boloria eunomia)
Luca Piser ©
Randring Perlmuttfalter (Boloria eunomia) Luca Piser ©

Bei den Hochmoorschmetterlingen ist eine weitere Besonderheit gegeben. Als Imago (ausgewachsener Schmetterling) benötigen sie zur Nektaraufnahme unterschiedliche Blütenpflanzen. Da das Landschaftsbild der Hochmoore von einer Blütenarmut geprägt ist, müssen sich die Nektarpflanzen in unmittelbarer Nähe zu den Raupennahrungspflanzen befinden.

Sämtliche genannte Aspekte sind dafür verantwortlich, dass die Hochmoorschmetterlinge in ihrer Bestandsentwicklung rückläufig sind. In der Roten Liste der Tagfalter in Bayern (2016) sind sie unter folgenden Kategorien gelistet: Hochmoorgelbling (RL 2 = stark gefährdet), Hochmoorbläuling (RL 2), Hochmoorperlmuttfalter (RL3 = gefährdet), Blauschillernder Feuerfalter (RL 2) und Randring Perlmuttfalter (RL 2). An welcher Stelle sich diese im Jahr 2022 befinden ist ungewiss. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Bestände weiterhin im Rückgang sind.

Einen entscheidenden Faktor stellt die Klimaerwärmung dar, welche sich ebenfalls negativ auf die Bestandentwicklung auswirkt. Dadurch bedingte Temperaturschwankungen führen dazu, dass der Energieverbrauch der Falter deutlich zunimmt. Außerdem führt eine fehlende Schneedecke zu vermehrtem Frost. Infolge dessen sind die Raupen den Witterungsbedingungen direkt ausgesetzt. Der Schutz der Schneedecke fehlt an dieser Stelle. Auch in unserer Gegend ist erkennbar, dass die Schneedecken zunehmend über längere Perioden fehlen. Sind die Raupen dem Frost direkt ausgesetzt oder schmilzt der Schnee vorzeitig ab, so hat dies eine höhere Mortalitätsrate bei den Raupen zur Folge.

Damit diese farbenprächtigen Wesen auch in Zukunft noch durch unsere Lüfte gaukeln sind besondere Schutzmaßnahmen erforderlich. Naturschutzprojekte wie „die Bischofsreuter Waldhufen“ und das „Grüne Band“ haben als Ziel, die Flächen und Lebensräume gezielt zu schützen. Zu diesen zählen neben den Hochmooren auch die angrenzenden Habitate zum Sammeln von Nektar. Eine entscheidende Rolle spielen diesbezüglich geeignete Nutzungs- und Pflegemaßnahmen, um das Überleben der Arten zu gewährleisten. Darunter ist beispielsweise eine extensive Bewirtschaftung zu verstehen. Entscheidend ist auch, eine Verbuschung zu vermeiden. Dies ist unter anderem auch mit einem Eingriff des Menschen verbunden. Nur so können die entsprechenden Bereiche offengehalten werden. Im Rahmen verschiedener Naturschutzprojekte werden für Hochmoorschmetterlinge individuell angepasste Maßnahmen durchgeführt. Nur wenn ein harmonisches Zusammenspiel aller Faktoren vorliegt, können diese besonderen Lebensräume dauerhaft erhalten bleiben.

Jeder Mensch kann seinen eigenen Beitrag dazu leisten, auch wenn er noch so klein ist. Bereits kleine Taten können Großes bewirken. Jeder einzelne von uns sollte bewusst durch die Natur gehen und auf die großen und kleinen Wunder da draußen achten. Wir haben nur diese eine Erde und diese gilt es mitsamt ihrer Bewohner (egal ob Mensch, Tier oder anderer Organismus) zu schützen und zu erhalten. Wichtig ist dabei immer im Hinterkopf zu haben, dass jeder eine Daseinsberechtigung und Funktion hat, auch wenn sie auf den ersten Blick oftmals nicht sofort erkennbar ist.

Diesen Beitrag teilen mit:
Haibischl